Frauen stehen oft vor spezifischen finanziellen Herausforderungen, die ihre männlichen Kollegen weniger betreffen. Justine Ivakovic, Geschäftsführerin der DI Frau GmbH, hebt hervor, dass Frauen aufgrund von Einkommenslücken und Karriereunterbrechungen, häufig bedingt durch Familienplanung und Care-Arbeit, eine gezielte Finanzberatung benötigen. Diese Beratung muss flexibel auf die Lebenssituation der Frauen eingehen, da Finanzplanung eng mit Lebensplanung verknüpft ist. Besondere Beachtung finden hierbei Themen wie Altersvorsorge und Pflegebedürftigkeit, die aufgrund der längeren Lebenserwartung von Frauen und deren tendenziell risikoaversen Anlageverhalten eine zentrale Rolle spielen.
Keine Notwendigkeit für geschlechtsspezifische Finanzprodukte
Angelika Henker, Vorständin und Inhaberin der CAPA FinanzWeitBlick, argumentiert hingegen, dass es keine spezifischen „pinken“ Finanzprodukte für Frauen braucht. Sie betont, dass die Finanzbranche bereits genügend Angebote für beide Geschlechter bereithält und dass die eigentliche Herausforderung in der Art der Beratung liegt. Henker stellt fest, dass Frauen oft sensibler auf potenzielle Risiken reagieren und offener über diese sprechen. Sie suchen eine klare und einfache Sprache in der Beratung, ohne überflüssige Fachbegriffe. Henker sieht den Unterschied in der Beratung zwischen Männern und Frauen vor allem in der Ansprache und der Vermittlung von Sicherheit durch fundierte Informationen.
Die Debatte um spezialisierte Finanzberatung für Frauen
Die Diskussion darüber, ob Frauen eine spezifische Finanzberatung benötigen, bleibt kontrovers. Während Ivakovic eine gezielte Beratung als notwendig erachtet, um die finanziellen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zu verringern, sieht Henker den Fokus eher auf einer allgemeinen, individuell angepassten Beratung. Beide Perspektiven verdeutlichen, dass es nicht um die Schaffung geschlechtsspezifischer Produkte geht, sondern darum, auf die unterschiedlichen Lebensrealitäten und Bedürfnisse von Frauen und Männern einzugehen. Die Frage, ob eine spezialisierte Beratung für Frauen notwendig ist, hängt letztlich von der jeweiligen Beratungssituation und den individuellen Bedürfnissen ab.