Die deutsche Finanz- und Versicherungsaufsicht BaFin stellt die Versicherungsbranche vor eine neue Herausforderung: Aufgrund einer stetig steigenden Schadeninflation sieht sich die Branche mit dringendem Handlungsbedarf konfrontiert. Interessanterweise zeigt sich, dass trotz des allgemeinen Rückgangs der Inflation, die Kosten für bestimmte Dienstleistungen und Waren – wie Reparaturen, medizinische Versorgung und Löhne – weiter ansteigen. So verzeichnet der Reparaturkostenindex in der Kfz-Versicherung einen Anstieg von fast 8% im 3. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr, eine Entwicklung, die sich auch in anderen Bereichen widerspiegelt.
Kritische Beleuchtung der Annahmen von Versicherern
Die BaFin unterstreicht in ihrem Bericht eine besondere Problematik: Viele Versicherer haben in der Vergangenheit zu optimistische Prognosen hinsichtlich der Inflationsraten angenommen. Dies trifft vor allem auf langfristige Versicherungssparten wie die Kfz-Haftpflichtversicherung zu. Diese Annahmen führten zu einer Reduzierung der versicherungstechnischen Rückstellungen unter Solvency II, was angesichts der hohen Teuerungsrate für die BaFin-Aufseher überraschend ist.
BaFin fordert Anpassungen und Prämienerhöhungen
Angesichts dieser Entwicklungen fordert die BaFin von den Versicherern eine Anpassung ihrer Strategien. Insbesondere in langabwickelnden Sparten mit Personenschäden wird zu einer vorsichtigeren Einschätzung der Schadeninflation geraten. Ferner sollen die Unternehmen ihre Rechnungslegung überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen. Auffällig ist, dass trotz der hohen Inflationsraten, die Prämien in vielen Bereichen nur moderat stiegen oder, wie im Fall der Kraftfahrtversicherung, sogar sanken. Dies führte zu einer kritischen Situation, in der für das Geschäftsjahr 2023 Verluste drohen. Die BaFin legt daher den Versicherern nahe, ihre Prämien zu erhöhen und eine Rückstellung für drohende Verluste aus dem Versicherungsgeschäft zu bilden, was auch dokumentiert werden muss.