Euro am Sonntag: „Kunden ignorieren Notrufsystem der Autoversicherer“

Seit Start des Unfallmeldedienstes im April 2016 wurde nur ein Bruchteil der produzierten Spezialstecker verkauft / Allianz: „Zahlen liegen hinter der Erwartungen“

PRESSEMITTEILUNG – Euro am Sonntag – München. Das Notrufsystem der Kfz-Versicherer kommt nicht ins Laufen. Seit Start des sogenannten Unfallmeldedienstes im vergangenen April haben gerade mal 75 000 Kunden die Spezialstecker geordert, die Autofahrer an das System anschließen. Das erklärte eine Sprecherin des Versichererverbandes GDV gegenüber der Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“ (Ausgabe vom 11. Februar) Damit ist nur ein Bruchteil jener 500 000 Stecker im Einsatz, die zum Start bereit standen. Das Absatzpotenzial bezifferte die Sprecherin auf sämtliche 45 Millionen Pkw, die in Deutschland zugelassen sind.

Die Assekuranz will mit dem Unfallmeldedienst in Konkurrenz zu den Autoherstellern treten. Diese bauen bereits jetzt ein automatisches Notrufsystem namens E-Call vorwiegend in Fahrzeuge der Oberklasse ein. Der E-Call wird im April 2018 für alle Neuwagen Pflicht. Die Versicherer befürchten, dass die Autohersteller dann flächendeckend den ersten Zugriff auf Unfalldaten haben. Wer die Informationen über einen Crash oder eine Panne hat, kann den Wagen in seine Partnerwerkstatt abschleppen lassen. Beim Unfallmeldedienst müssen Autofahrer den Stecker mit dem Zigarettenanzünder oder einer anderen Stromquelle verbinden und über ein Smartphone aktivieren. Ein schwerer Crash wird über eine Zentrale automatisch an Rettungsdienste gemeldet. Autofahrer, die eine Panne haben, können den Notruf auch selbst auslösen.

Die Allianz, neben der HUK-Coburg Marktführer bei Kfz-Versicherungen, hat nach Angaben einer Sprecherin bislang 7000 Stück abgesetzt – im Rahmen eines Schutzbriefes. „Die Verkaufszahlen liegen insgesamt hinter der Erwartungen“, sagte die Sprecherin. Der Schutzbrief kostet laut Allianz-Homepage, je nach persönlichen Tarifmerkmalen, ungefähr 30 Euro. Bei der HUK-Coburg kostet der Stecker als Zusatz zur Kfz-Versicherung nur neun Euro. Das Unternehmen hat nach Angaben einer Sprecherin immerhin 40 000 Stecker abgesetzt und sieht sich „im Branchenvergleich gut positioniert“. Am Unfallmeldedienst sind 45 Versicherer beteiligt.

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