Euro am Sonntag: „Bafin-Zahlen prognostizieren Renditeabsturz für Lebensversicherte“

Finanzaufsicht bestätigt: Referenzzins von 2,88 auf 2,54 Prozent gesunken / Maßstab für Überschussbeteiligung 2017 bei Lebensversicherungen

PRESSEMITTEILUNG – Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“ – München. Die Renditen für Lebensversicherte werden 2017 voraussichtlich weiter stark fallen. Das zeigt eine interne Berechnung der Finanzaufsicht Bafin zum sogenannten Referenzzins für die Zinszusatzreserve. Er ist binnen Jahresfrist von 2,88 Prozent auf 2,54 Prozent gesunken, bestätigte ein Bafin-Sprecher der Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“ sagte (Ausgabe vom 26. November).

Dieser Referenzzins entspricht üblicherweise fast exakt jenem Wert, den die Branche im Durchschnitt ihren Neukunden fürs kommende Jahr zuweist. So erhielten neu abgeschlossene private Rentenpolicen für 2016 im Schnitt 2,86 Prozent gutgeschrieben, wie die Ratingagentur Assekurata errechnet hatte. „Es würde mich nicht wundern, wenn für 2017 im Marktdurchschnitt 2,54 Prozent an laufender Verzinsung ausgeschüttet werden“, sagt Assekurata-Bereichsleiter Lars Heermann. Das wäre ein historisch niedriger Wert. Die Bafin ermittelt den Referenzzins jeweils Ende September aus dem zehnjährigen Renditedurchschnitt diverser Staatsanleihen und hatte ihn 2016 noch nicht veröffentlicht. Selbstständige Kalkulationen von Assekurata wurden nun von dem Bafin-Sprecher bestätigt. Heermann sagt: „Der Wert ist ein guter Gradmesser für die Branche, weil etwa 90 Prozent des Versichertengeldes in Anleihen stecken.“

Die meisten Versicherer legen im Dezember fest, welche Verzinsung ihren Kunden für das kommende Jahr gutgeschrieben wird. Als erster Versicherer hat die Stuttgarter bereits ihren Wert für 2017 genannt (2,3 nach 2,8 Prozent). Ältere Policen haben einen Garantiezins von maximal vier Prozent, der unbedingt ausgeschüttet werden muss. Unter diesen Altkontrakten leiden Neukunden. Denn um die hohen Garantiezinsen zu bedienen, müssen die Versicherer umfangreiche Rückstellungen bilden – die sogenannte Zinszusatzreserve. Je weiter der Garantiezins eines Vertrags über dem Referenzzins liegt, desto mehr müssen die Versicherer zurücklegen. Bislang waren Policen mit Garantiezinsen von 4,00, 3,50, 3,25 und 3,00 Prozent betroffen.

Wie der Referenzzins von 2,54 Prozent zeigt, geht es nun auch um Verträge mit einem Garantiezins von 2,75 Prozent, wie er bei Neuabschlüssen bis zum Jahr 2006 galt. „Damit ist erstmals für die Tarife mit einem Rechnungszins von 2,75 Prozent eine Zinszusatzreserve zu bilden“, sagte der Bafin-Sprecher. Nach Schätzungen von Assekurata muss die Branche im laufenden Jahr der Zinszusatzreserve 15 Milliarden Euro zuführen. 2015 waren es erst zehn Milliarden Euro.

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