Versicherungsforen Leipzig: Dauerbrenner Solvency II auch auf dem 5. Messekongress „Finanzen & Risikomanagement“ thematisiert

PRESSEMITTEILUNG – Leipzig: Sechs Monate nach der Scharfschaltung von Solvency II kann die Versicherungswirtschaft eine erste Bilanz ziehen. Kein Wunder also, dass das Thema auch beim 5. Messekongress „Finanzen & Risikomanagement“ der Versicherungsforen Leipzig am 8. und 9. Juni 2016 hoch oben auf der Agenda stand.

Für die meisten der über 120 Teilnehmer des Messekongresses ist Solvency II im Moment Fluch und Segen zugleich. Nach der langen Vorbereitungsphase sind in den meisten Häusern die erforderlichen Schritte eingeleitet und es gilt nun, die eingeführten Prozesse auf den Prüfstand zu stellen. Prof. Dr. Andreas Richter (Instituts für Risikomanagement und Versicherung, LMU München), der als fachlicher Leiter den Messekongress betreut, bezeichnete Solvency II treffend als regulatorisches Monster, das gebändigt werden muss. Vor allen die umfangreichen Berichtspflichten binden in den meisten Versicherungshäusern viele Ressourcen und sind sehr zeitraubend. Einhellige Meinung der Referenten war daher, dass die Berichte nicht nur als Pflichtaufgabe zu sehen sind, sondern auch intern Mehrwert liefern sollten. Die Anforderungen, die Solvency II stellt, können auch zu Steuerungszwecken genutzt werden. In manchen Fällen ist dies jedoch nicht einfach. Der ORSA-Bericht für die BaFin ist beispielsweise für interne Zwecke meist zu umfangreich. Eine große Herausforderung ist weiterhin, die vielen verschiedenen Berichte zeitlich zu bewältigen. Um alle Bericht termingerecht fertigstellen zu können, bedarf es daher eines guten Planungsprozesses. Als positiver Nebeneffekt von Solvency II zeigt sich in vielen Häusern jedoch eine verbesserte Kommunikation und Abstimmung der einzelnen Bereiche.

Über die Zusammenarbeit mit der Aufsicht berichteten die meisten Versicherer ebenfalls durchaus positiv. Bei den Prüfungen zeigt sich die BaFin entgegenkommend, momentan werde vor allem auf Formalien Wert gelegt. Auch hier ist noch ein Lernprozess im Gange; zukünftig könnten Prüfungen jedoch strenger werden.

Ein weiterer Dauerbrenner der Versicherungswirtschaft ist nach wie vor das Thema Kapitalanlage. Im Niedrigzinsumfeld werfen klassische Anlagen kaum noch Erträge ab, Alternativen müssen gesucht und genutzt werden. Obwohl Anlagen in Infrastruktur momentan viel diskutiert werden und relativ beliebt scheinen, sind sie aufgrund begrenzter Ressourcen keine Option für die breite Masse. Alternativen, wie Private Dept oder Swaptions, werden daher diskutiert.

Auch das Thema Run-off wurde auf dem Messekongress behandelt. Michael Sattler, Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Lebensversicherung, erläuterte das Geschäftsmodell Run-off und welche Erfahrungen die Heidelberger Lebensversicherung damit gemacht hat. Da das Neugeschäft in der Lebensversicherung bei Stückzahlen schon seit längerem einen negativen Trend verzeichnet und das Niedrigzinsumfeld das Geschäft ebenfalls belastet, erwägen Lebensversicherer in Deutschland zunehmend die Abwicklung von Versicherungsbeständen. Die Heidelberger Lebensversicherung ist als erste Konsolidierungsplattform am Markt zwar noch ein Exot, aber dank professionellem Service sehr erfolgreich. Als wichtigstes Gut für das Geschäftsmodell sieht Sattler die Reputation, denn nur wenn Kunden sich gut aufgehoben und betreut fühlen, könne das Geschäftsmodell funktionieren.

In einer weiteren Keynote beleuchtete Marc Böhlhoff (Roland Rechtschutz-Versicherungs-AG) die Abschlussprüferreform und ihre Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft. Zentrale Frage, die sich ab jetzt für die Versicherer stellt, ist, mit wem man zukünftig zusammenarbeiten kann und darf. Dadurch, dass Wirtschaftsprüfer künftig alle 10 Jahre neu bestellt werden müssen und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft das Unternehmen nicht gleichzeitig beraten darf, gilt es frühzeitig zu überlegen, welche Leistungen von welcher Beratungsgesellschaft bezogen werden. Viele Nach- und Zwischenfragen aus dem Auditorium zeigten, dass zu diesem Thema noch eine große Unsicherheit bei den Versicherern herrscht.

Weitere Vorträge des diesjährigen Messekongresses „Finanzen & Risikomanagement“ kamen unter anderem von dem BGV, der Hannover RE, der VKB, der Athene Lebensversicherung sowie der ARAG, der Munich Re und der AXA.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.assekuranz-messekongress.de/frm

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