Bürgerversicherung schadet mehr als sie nutzt

Fellbach, 07. März 2016 – Vor den Landtagswahlen in Baden-Württemberg ist auch das Thema Bürgerversicherung wieder einmal auf dem Tisch. „Einige Politiker nehmen die Beitragserhöhungen einzelner Privatversicherer zum Anlass, das bewährte Zwei-Säulen-System in Frage zu stellen“ so der Vorstandsvorsitzende der Süddeutsche Krankenversicherung a.G. mit Sitz in Fellbach, Ralf Kantak. Er warnt mit deutlichen Worten vor der Einführung einer Einheitsversicherung. Die Absicherung der Bürger für den Krankheitsfall werde dadurch keineswegs stabiler und kostengünstiger, sondern würde im Gegenteil eher finanzielle Unwägbarkeiten und unaufhaltsame Kostensteigerungen zur Folge haben.


Kantak widerspricht auch deutlich der Auffassung, dass künftig auf alle Privatversicherten starke Beitragserhöhungen zukommen. Einzelfälle ließen sich nicht, wie von den Befürwortern der Bürgerversicherung behauptet, auf die gesamte Branche übertragen. Die Beitragserhöhung der SDK in 2016 mache für den Gesamtbestand gerade einmal 0,6 Prozent aus, für die Vollversicherung nur 0,2 Prozent. Und auch für 2017 sei für den überwiegenden Teil der Vollversicherten mit keiner oder höchstens einer sehr geringen Erhöhung zu rechnen. „Unser Beitragsanpassungsbedarf bewegt sich auf einem sehr niedrigen Niveau“, so Kantak. Als besonderes Qualitätsmerkmal wertet er, dass keine Paralleltarife existieren, die einen Wechseldruck und damit unerwünschte Bestandsbewegungen und Risikoveränderungen auslösen können.


Die weiterhin stark auf Diversifikation ausgerichtete Kapitalanlagenstrategie mit einer dauerhaft marktüberdurchschnittlichen Eigenkapitalquote sowie eine hervorragende Solvabilitätsquote seien die Grundlage der Sicherheit der SDK. „Solvency II bestätigt unsere sehr gute Kapitalausstattung. Und auch unsere Vorsorgequote ist mit 47,0 Prozent hervorragend. Es gibt also überhaupt keinen Grund, alle Privatversicherer über einen Kamm zu scheren“ so der Vorstandsvorsitzende der SDK.


Das duale System, also das Nebeneinander von gesetzlicher und privater Krankenversicherung, habe sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten schließlich überaus bewährt. Die einheitliche Krankenversicherung für alle sei kein Mittel gegen höhere Beiträge in der GKV, sondern zerstöre auf nachhaltige Weise den Systemwettbewerb mit der Privaten Krankenversicherung (PKV) und deren bewährtem kapitalgedeckten System.


„Private Krankenversicherungen stützen die gesetzlichen Kassen und das gesamte deutsche Gesundheitssystem“, bekräftigt Kantak. Die medizinische Versorgung in Deutschland gehöre zu den besten der Welt. Das liege unter anderem daran, dass Privatversicherte einen Großteil des Fortschritts finanzierten. Sie zahlten höhere Ärztehonorare als gesetzlich Versicherte. Ohne die Privatversicherungen gingen dem gesamten Gesundheitswesen jedes Jahr rund elf Milliarden Euro verloren.


„Die Koexistenz von gesetzlicher und privater Krankenversicherung zählt zu den Stärken des deutschen Gesundheitssystems, das nach wie vor eines der besten der Welt ist“. Kantak ist davon überzeugt, dass ein erstklassiges Versorgungssystem im Gesundheitswesen nur im dualen System funktioniert. „Viele Arzt- und Zahnarztpraxen können nur dank der PKV existieren. Allein im Regierungsbezirk Stuttgart fließen durch private Krankenversicherer jährlich 270 Mio. € mehr in die Kassen der Mediziner“. Eine Reduzierung dieser Beträge würde Praxisschließungen und Serviceeinschränkungen zur Folge haben.


Es bestehe sogar die große Gefahr, dass sich im Gesundheitssystem Parallelstrukturen entwickelten, weil sich besser Verdienende dann ein Mehr an privater medizinischer und ärztlicher Betreuung leisten könnten. Erst das führe letztendlich zu einer von niemandem gewollten echten Zwei-Klassen-Medizin. Gleichzeitig werde der Faktor Arbeit weiter verteuert. Das gefährde aber Arbeitsplätze, weil die finanziellen Belastungen der Unternehmen deutlich ansteigen würden. „Es gibt daher keinen einzigen vernünftigen und nachvollziehbaren Grund, an dem sozial ausgewogenen Miteinander von PKV und GKV zu rütteln“, mahnt Kantak.


Er stellt weiter fest, dass eine Bürgerversicherung für alle das Demografie- und Ausgabenproblem enorm verschärfe. „Dann sind nicht nur 90 Prozent der Bevölkerung in einem nicht mehr tragfähigen Umlagesystem gefangen, sondern alle“. Die Konsequenz daraus sei ein noch größer werdendes Ausgaben- und Kostenproblem als bisher schon. Selbst Vorstandschefs renommierter gesetzlicher Krankenkassen würden aus diesem Grund vor der Einführung der Bürgerversicherung warnen.


Eine weitere Gefahr in einer Einheitsversicherung liege, so Kantak, im staatlichen Einfluss, der größer werde und das bewährte Selbstverwaltungsprinzip in der GKV behindere. Das Fazit von Kantak: „Eine Bürgerversicherung, und das damit verbundene Ende der PKV, schadet dem deutschen Gesundheitssystem mehr als sie nutzt“.


Auch zu den Zusatzbeiträgen in der gesetzlichen Krankenversicherung hat Kantak eine klare Meinung: „Der Wettbewerb zwischen den Krankenkassen wird durch die unterschiedliche Höhe der Beitragsleistungen deutlich. Das führt dazu, dass sich die Unternehmen über Preis, Angebot und Qualität der Beratung unterscheiden können“. Diese Maßstäbe seien auch in der PKV Garant für einen funktionierenden Wettbewerb.


Die Forderung aus der Politik nach paritätischer Finanzierung der GKV-Beiträge, einschließlich der Zusatzbeiträge lehnt Kantak ebenso entschieden ab wie die Bürgerversicherung: „Das ist die falsche Antwort und bedroht durch höhere Kosten in starkem Maße die Wettbewerbssituation der Unternehmen“. Zu hohe Arbeitskosten beeinträchtigten die Handlungsspielräume und gefährdeten die Stabilität und damit Arbeitsplätze.


Quelle: PRESSEMITTEILUNG

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