Wissenschaftliches Institut der AOK: „Versicherte schauen beim Kassenwechsel vor allem auf Leistung und Service“

PRESSEMITTEILUNG – (25.01.16) Bei der Wahl ihrer Krankenkasse achten die meisten Mitglieder der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vor allem auf das Leistungsangebot. Der reine Preis spielt demgegenüber für viele nur eine untergeordnete Rolle. Das belegt der aktuelle WIdOmonitor über die Beitragssatzwahrnehmung und Wechselbereitschaft in der GKV.

In der Umfrage aus dem dritten Quartal 2015 nennen nur 3,4 Prozent der GKV-Mitglieder den Preis einer Kasse allein als entscheidenden Faktor für einen Kassenwechsel. Die vergleichsweise geringe Bedeutung der Beitragshöhe zeigt sich auch in der Wahrnehmung der Preisunterschiede zwischen den Kassen. Vier von fünf GKV-Mitgliedern wissen nicht, dass der Krankenkassenbeitrag Anfang 2015 neu geregelt wurde. 83 Prozent sind sich darüber hinaus nicht bewusst, dass sie einen individuellen Zusatzbeitrag zahlen.

Wie der WIdOmonitor über die Beitragssatzwahrnehmung und Wechselbereitschaft in der GKV mit einer Umfrage im dritten Quartal 2015 bei über 2.000 GKV-Mitgliedern belegt, sind gute und ergänzende Leistungen sowie Kostenübernahme für 36,8 Prozent der Mitglieder bei der Kassenwahl das wichtigste Kriterium. Gute persönliche Betreuung und Serviceorientierung spielen für 23,8 Prozent die ausschlaggebende Rolle. 12,9 Prozent nennen allgemeine Sicherheits- und Zufriedenheitsaspekte. Weitere 13,3 Prozent achten am stärksten auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Preis bzw. der Zusatzbeitrag einer Kasse allein wird nur sehr selten als entscheidender Faktor für einen Kassenwechsel genannt (3,4 Prozent).

„Es spricht vieles dafür, dass es der Politik mit der Neuregelung 2015 gelungen ist, den Preiswettbewerb der Krankenkassen deutlich zu entschärfen und damit die Voraussetzungen für mehr Qualitätswettbewerb zu schaffen“, kommentierte Klaus Jacobs, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), die Ergebnisse des WIdOmonitors.

Kaum Interesse an Kassenwechsel

Im Vergleich zu früheren Beitragssatzänderungen hat es nach der letzten Reform Anfang 2015 bislang nur wenig Bewegung auf dem Krankenkassenmarkt gegeben. „Unsere Umfrageergebnisse zeigen für das Jahr 2015 eine geringe Wechselbereitschaft. Weniger als zehn Prozent der GKV-Mitglieder dachten darüber nach, sich eine andere Kasse zu suchen“, so Jacobs. Eine konkrete Wechselabsicht äußerten sogar nur drei Prozent. Das Wechselinteresse nimmt dabei mit dem Alter deutlich ab. Bei Einkommensunterschieden, Geschlecht oder der Wahrnehmung der eigenen Gesundheit zeigte sich jedoch kein Einfluss auf die Wechselbereitschaft.

Von den Befragten, die konkret einen Kassenwechsel erwogen, nannte nur rund jeder Fünfte den Preis beziehungsweise den Zusatzbeitrag als entscheidendes Motiv.

Beitragssatzunterschiede wenig bekannt

Die Beitragsregelungen waren zum Zeitpunkt der Umfrage nur wenigen GKV-Mitgliedern bekannt. Die Mehrheit hatte die Änderungen vom Januar 2015 noch nicht wahrgenommen. Lediglich 18 Prozent konnten diese benennen. Damit bleiben vier von fünf GKV-Mitgliedern, die die Änderungen trotz breiter Medienberichterstattung sowie der Information durch die Krankenkasse nicht erinnerten. Nur 17 Prozent wussten überhaupt, dass ihre Krankenkasse einen Zusatzbeitrag erhebt.

Seit 1. Januar 2015 liegt der einheitliche, paritätisch finanzierte allgemeine Beitragssatz zum Gesundheitsfonds bei 14,6 Prozent. Dazu kommt der allein vom Versicherten zu tragende individuelle Zusatzbeitrag der einzelnen Kassen, der zusammen mit dem Beitrag zum Gesundheitsfonds im Quellenabzugsverfahren direkt beim Arbeitgeber bzw. bei der Rentenversicherung einbehalten wird. Nach Expertenmeinungen war die geänderte Beitragssatzregelung auch deshalb so wenig bekannt, weil von den 122 Krankenkassen, die zum Umfragezeitpunkt am Markt vertreten waren, nur elf Kassen mit insgesamt rund 1 Million Mitgliedern einen Zusatzbeitrag von mehr als 0,9 Prozent erhoben hatten.

„Auch wenn eine Reihe von Zusatzbeiträgen zum Jahresbeginn 2016 erhöht wurde, bleibt die Spanne zwischen niedrigen und hohen Zusatzbeiträgen im Vergleich zu früheren Beitragssatzdifferenzen weiterhin überschaubar. Deshalb rechnen wir jetzt auch nicht mit überstürzten Wechselbewegungen“, so Jacobs.

Die Datenbasis für den WIdOmonitor ist eine telefonische Umfrage unter 2.008 GKV-Mitgliedern auf Basis einer bundesweit repräsentativen Stichprobe, die das sozialwissenschaftliche Umfragezentrum (SUZ) Duisburg erhoben hat. Die Umfrage fand vom 18. Juli bis zum 10. September 2015 statt.

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe