Verbraucherzentrale Hamburg – „Fondsgebundene Versicherungen: Garantiert hohe Kosten“

PRESSEMITTEILUNG – Angesichts niedriger Zinsen rücken immer mehr Versicherer vom Geschäft mit der klassischen Lebensversicherung ab. Stattdessen preisen sie sogenannte fondsgebundene Policen an – ohne Zinsgarantien, dafür aber mit dem vagen Versprechen auf höhere Renditen. Unser Rat: Finger weg.

  • Die bisherige Lage

Über Jahrzehnte hinweg war die klassische Lebensversicherung ein Verkaufsschlager. Angehörige absichern und gleichzeitig fürs Alter vorsorgen – das erschien Millionen Deutschen als sinnvolle Form der Geldanlage. Bis heute fließt jeder zweite Euro, den die Deutschen für private Versicherungen ausgeben, entweder in Kapitallebensversicherungen oder in so genannte private Rentenversicherungen. Der Unterschied: Bei der Lebensversicherung steht am Vertragsende eine größere Einmalzahlung, bei der Rentenversicherung beginnt der Versicherer, eine lebenslange monatliche Rente auszuzahlen. In der Regel ist bei solchen Versicherungen eine Hinterbliebenenversorgung eingeschlossen.

  • Die Grundprobleme

Versicherungen, mit denen man gleichzeitig Geld anspart und Schutz bei Risiken erkauft, sind nur schwer zu durchschauen. Welcher Anteil der Beiträge in den Versicherungsschutz fließt und wieviel tatsächlich für die eigene Altersvorsorge gespart wird, lässt sich meist nur mit Mühe und Vorwissen ausrechnen. Wer es tut, merkt in der Regel, dass es deutlich günstiger wäre, Sparen und Versicherungsschutz voneinander zu trennen. Hinzu kommt: Von den laufenden Einzahlungen in eine privaten Lebens- oder Rentenversicherung werden innerhalb der ersten fünf Jahre auch noch die Abschluss- und Vertriebskosten für die gesamte Vertragslaufzeit abgezogen. Wer seinen Vertrag in den ersten Jahren kündigt, hat das Nachsehen: Der Versicherer kann gut die Hälfte der bereits eingezahlten Beiträge einbehalten. Noch vor wenigen Jahren durfte er sogar die gesamten Einzahlungen behalten. Der Bundesgerichtshof untersagte dies jedoch, nachdem wir dort gegen die Geschäftsbedingungen mehrerer Versicherer geklagt hatten. Wer seine Lebensversicherung gekündigt hat, sollte prüfen, ob er Anspruch auf eine Nachzahlung hat.

  • Niedrigzinsen als zusätzliches Ärgernis

Klassische Lebens- und Rentenversicherungsverträge bieten dem Kunden einen sogenannten Garantiezins. Dieser Garantiezins ist gesetzlich festgeschrieben und beträgt bei neuen Verträgen derzeit magere 1,25 Prozent. Zum Vergleich: Für Verträge, die zwischen Juli 1994 und Juni 2000 abgeschlossen wurden, wurden dem Kunden noch vier Prozent garantiert. Erwirtschaftet der Versicherer mit den Einzahlungen höhere Erträge, kommt noch eine „Überschussbeteiligung“ hinzu. Diese ist jedoch nicht garantiert. Mit dem Geld der Kunden investieren Versicherer größtenteils in risikoarme Papiere, zum Beispiel in Staats- oder Unternehmensanleihen mit langen Laufzeiten. Doch immer mehr alte Papiere aus der Hochzins-Zeit laufen nun aus und können nur durch Papiere mit deutlich niedrigeren Zinsen ersetzt werden. Ein weiterer Nachteil: Mit dem Garantiezins wird nicht einmal das gesamte eingezahlte Kapital verzinst, sondern nur der so genannte Sparanteil, also, das was nach Abzug der Abschluss- und Verwaltungskosten und den Kosten für die Hinterbliebenenvorsorge übrig bleibt.

  • Abschied von der klassischen Lebensversicherung

Ein unflexibles, schwer durchschaubares Produkt war die Kapitallebensversicherung schon immer. Durch die niedrige Verzinsung sind neue Vertragsabschlüsse jetzt noch unattraktiver geworden. Bei privaten Rentenversicherungen kommt noch hinzu, dass die Anbieter mit enorm hohen Lebenserwartungen kalkulieren. Wer von einer neu abgeschlossenen Versicherung unterm Strich tatsächlich profitieren will, muss ein deutlich höheres Alter erreichen als noch vor wenigen Jahren. Zahlreiche Versicherer haben die klassischen Lebens- und Rentenversicherungen bereits aus dem Sortiment genommen. Sogar der Marktführer Allianz hat nun Anfang Oktober angekündigt, sich schrittweise aus dem Neukundengeschäft mit klassischen Lebensversicherungen zurückzuziehen, neue Verträge nur noch auf Nachfrage anzubieten und gegebenenfalls auch davon abzuraten.

  • Fondsgebundene Versicherungen – keine gute Alternative

Als Alternative zur klassischen Lebens- oder Rentenversicherung werden nun von vielen Versicherern zunehmend sogenannte fondsgebundene Policen angeboten. Die Anbieter versprechen höhere Renditen, indem sie das Geld der Kunden in Aktien- und Investmentfonds anlegen. Garantiert wird in der Regel nur eine feste Auszahlung an die Angehörigen, wenn der Versicherte vor Ablauf des Vertrages stirbt. Bei der Altersabsicherung ist der Versicherte dagegen den Berg- und Talfahrten der Aktienmärkte ausgeliefert: Auf den meisten Versicherungsscheinen steht in der Regel keine garantierte Summe, die dem Versicherten am Ende der Vertragslaufzeit zusteht – weder als Einmalzahlung noch als monatliche Rente. Nur einige wenige Vertragsmodelle sehen eine garantierte Rückzahlung der eingezahlten Beträge vor. Doch diese Garantie ist teuer – und das schmälert wiederum die in Aussicht gestellte Rendite. Obendrein sind die Verwaltungskosten bei fondsgebundenen Policen deutlich höher als bei klassischen Verträgen. Und die fehlende Flexibilität der Verträge wird bei den fondsgebundenen Policen erst recht zum Nachteil: Denn anders als jemand, der sein Geld direkt in Wertpapiere investiert hat, kann der Versicherungskunde nicht kurzfristig auf Entwicklungen an den Finanzmärkten reagieren. Kurzum: Mit einer fondsgebundene Policen kauft der Kunde die Risiken von Aktieninvestments mit ein, verzichtet aber auf Flexibilität, um im Gegenzug außer hohen Kosten nur wenig garantiert zu bekommen. Ein verbraucherfreundlicher Versicherungsschutz sieht anders aus.

Stand vom Montag, 16. November 2015

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe