Towers Watson: Pensionsrisiken werden zum Vorstandsthema

PRESSEMITTEILUNG – Frankfurt am Main, 27. Oktober 2015: Die Renditeerwartung des durchschnittlichen Anlageportfolios deutscher Pensionseinrichtungen schrumpft auf 2,8 Prozent pro Jahr. Obwohl dadurch Renditeziele voraussichtlich verfehlt werden, scheuen die Investoren eine Anpassung ihrer Asset Allocation: Der Anteil an konservativen Papieren in den Portfolios hat im Vergleich zum Vorjahr sogar noch zugenommen. Dies zeigt die Studie Pension Risk Management und Anlage von Pensionsvermögen von Towers Watson.

„Auch ein breitgefächertes Rentenportfolio kann fehlende Renditetreiber im Gesamtportfolio nicht ausgleichen. Weil Anleger vor größeren Investments in Aktien oder alternative Anlageklassen zurückscheuen, bleiben viele hinter ihren Renditezielen zurück“, erläutert Nigel Cresswell, Head of Investment Consulting bei Towers Watson Deutschland.

Im Vorjahr lag die zehnjährige Renditeerwartung noch bei 3,9 Prozent pro Jahr, 2015 ging sie um 1,1 Prozentpunkte auf 2,8 Prozent zurück. Die befragten Unternehmen investieren ihre Pensionsvermögen zu 63 Prozent in Renten (2014: 59%), zu 29 Prozent in Aktien (2014: 27%) und jeweils zu 4 Prozent in Immobilien und Alternatives (2014 zusammen 10%). „Um Renditeziele zu erreichen und langfristig stabil zu wirtschaften, sollte sich der Portfoliokonstruktionsprozess aber nicht an unterschiedlichen Assetklassen orientieren, sondern am gewünschten Mix der Renditetreiber und Risikoprämien“, so Cresswell.

Herausforderung Niedrigzinsphase: Die Sorgen wachsen

Die Studie zeigt auch: Die Risikowahrnehmung hat sich verändert. In ihren Erwartungen an die zukünftige Entwicklung der Kapitalmärkte sind professionelle Investoren pessimistischer geworden. Im Gegensatz zum Vorjahr gehen sie nicht mehr von einer baldigen Entspannung der Situation aus – das Zinsniveau aus der Zeit vor der Krise scheint in weite Ferne gerückt. „Die Auswirkungen der Zinsentwicklung der vergangenen Jahre auf die Bilanzen der Unternehmen erklären, weshalb wir zunehmenden Einfluss der Vorstandsebene auf die Asset Allocation von Pensionseinrichtungen registrieren“, stellt Herbert Graf, Senior Investment Analyst bei Towers Watson, fest.

Infolge des QE-Programms der Europäischen Zentralbank sehen die befragten Unternehmen die größten Risikopotenziale im weiter schrumpfenden Rechnungszins (94%), dem Anhalten der Niedrigzinsphase (91%) und einer Veränderung der Zinskurve (82%). Ein weiteres Beispiel für die Unsicherheit unter den Anlegern: Das Risikopotenzial von Deflation und Inflation wird etwa gleich groß eingeschätzt (50% bzw. 57%).

Ein Großteil der Befragten (60%) gibt an, die Diversität ihrer Anlagen spiele für sie eine sehr wichtige Rolle beim strategischen Asset Management. Taten folgen lassen allerdings die wenigsten, wie die durchschnittliche Zusammensetzung der Portfolios zeigt. Gefragt ist ein stabiles Governance-System, um die damit einhergehende Anlagekomplexität zu bewältigen. Obgleich Investoren der Governance einen hohen Stellenwert einräumen, hapert es bis an der Umsetzung. Veränderungsmöglichkeiten gäbe es genug: Aktien machen durchschnittlich kaum mehr als ein Viertel der Portfolios aus, sind jedoch für 60 Prozent des Wertbeitrags der Gesamtrendite verantwortlich. Auch durch größere Anteile an alternativen Assets, die meist nur gering mit Aktien und Renten korrelieren, kann das Portfolio breiter aufgestellt werden. „So kann die Gesamtrendite von 2,8 auf 3,2 Prozent gesteigert werden, ohne das Risikobudget weiter zu belasten“, so Graf weiter. Um eine noch höhere Rendite erzielen zu können, müssen deutsche Investoren ihren Konservatismus hinsichtlich ihres Portfolios ablegen.

Hintergrundinformationen zur Studie

Für die Studie Pension Risk Management und Anlage von Pensionsvermögen 2015 wurden von Februar bis April 2015 Entscheider in zahlreiche Unternehmen mit mittleren bis großen Pensionsvermögen aus Deutschland befragt. Das Planvermögen der Studienteilnehmer beläuft sich auf insgesamt 120 Mrd. Euro, was etwa 53 Prozent des Planvermögens der Unternehmen im DAX-30 entspricht. Damit gibt die Studie wertvolle Hinweise zum Anlageverhalten der Unternehmen im gegenwärtigen Pensions- und Kapitalmarktumfeld.

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