Versicherungsforen Leipzig zu Dauerbaustelle Solvency II: Herausforderungen und Lösungsansätze beim 4. Messekongress „Finanzen & Risikomanagement“

PRESSEMITTEILUNG – Leipzig, 22. Mai 2015: Unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Andreas Richter von der Ludwig-Maximilians-Universität München führten die Versicherungsforen Leipzig am 19. und 20. Mai 2015 den vierten Messekongress „Finanzen & Risikomanagement“ durch. Die Veranstaltung mit rund 120 Teilnehmern bot Fach- und Führungskräften aus der Versicherungsbranche eine Plattform, um die Entwicklungen und Umsetzung von Solvency II und die darüber hinaus bestehenden Schwierigkeiten aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase zu diskutieren.

Bis zur Scharfschaltung von Solvency II im Januar 2016 verbleiben nur noch wenige Monate in denen sich die Versicherungsunternehmen auf die zahlreichen Bedingungen einstellen können. Die nationale Umsetzung in deutsches Recht erfolgte bereits mit dem Gesetz zur Modernisierung der Finanzaufsicht über Versicherungen, der sogenannten 10. VAG-Novelle. Eine vorzeitige Implementierung von Teilen der Säulen 2 und 3 stellt die Versicherer jedoch bereits seit 2014 vor Herausforderungen. Daher wurde auch beim Messekongress „Finanzen & Risikomanagement“ schon lebhaft über die vielen Anforderungen diskutiert und Erfahrungsberichte einzelner Häuser gehört.

In der Eröffnungskeynote zeigte Prof. Karel Van Hulle, ehemaliger Leiter des Referats „Versicherungen und Altersvorsorge“ bei der Europäischen Union, den langen Weg der Verhandlungen um Solvency II auf und erläuterte unter anderem die Ziele des Projekts und die Gründe für die Verspätung der Einführung. Er stellte zwar die Vorteile der neuen Richtlinie dar, wies in seinem Fazit jedoch auch darauf hin, dass das Regelwerk zu Solvency II in manchen Punkten zu überdetailliert sei. Dies werde sowohl für die Unternehmen, als auch die nationalen Aufsichtsbehörden zum Problem. Als Weg zum Erfolg sieht Van Hulle maximale Transparenz und dass die wichtigen Informationen zum Regelwerk jederzeit für alle (Unternehmen, Behörden usw.) zentral verfügbar sind, da sonst keine reibungslose Umsetzung gelingen kann.

In weiteren Vorträgen, z.B. von den Uelzener Versicherungen und der Zurich Deutschland, wurde deutlich, dass die einzelnen Häuser mit unterschiedlichen Herausforderungen kämpfen. Während bei großen Konzernen wie der Zurich der Aufbau des internen Kontrollsystems und die organisatorische Abgrenzung der einzelnen von Solvency II geforderten Funktionen ein wesentlicher Diskussionspunkt ist, fordert kleinere und spezialisierte Versicherer wie die Uelzener der hohe Zeit- und Ressourcenaufwand, den die Umsetzung des Regelwerks mit sich bringt, besonders.

Wie lässt sich weiterhin Rendite garantieren?

Das Problem anhaltender Niedrigzinsen verschärft sich – auch durch die geplanten Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank – weiter. Auf der Seite der Kapitalanlage werden daher alternative Investments, beispielsweise in Infrastruktur, zunehmend interessanter. Auch zu diesem Themenbereich wurde auf dem Messekongress viel diskutiert.

Roland Oppermann von der SV SparkassenVersicherung betonte in seiner Keynote, dass momentan die klassische Zinsanlage zwar der Kern der Anlagepolitik der meisten Versicherer sei, andere Strategien aber an Bedeutung gewännen. Erfolg sieht er darin, verschiedene Teilstrategien bspw. im Sinne einer noch stärkeren Diversifikation zu entwickeln und diese zusammenzubringen.

Im Fachforum „Alternative Investments“ stellten Frank Dornseifer (Bundesverband Alternative Investments) und Volker Weber (Forum Nachhaltige Geldanlagen) alternative Anlageformen im Detail vor. Während Frank Dornseifer mögliche Zugangswege und regulatorische Anforderungen für Infrastrukturinvestments beleuchtete, fokussierte sich der Bericht von Volker Weber auf nachhaltige Investments. Das Gesellschaftsthema „Nachhaltigkeit“ wird ihm zufolge immer mehr auch ein wirtschaftliches. In Deutschland ist das Thema auch bei der Geldanlage bereits präsent: Im Vergleich zum Vorjahr stieg allein die Anlage in nachhaltige Investmentfonds um 22 Prozent auf 15,5 Mrd. Euro.

Neben alternativen Geldanlagen denken aber vor allem Lebensversicherer auch im Bereich Produktgestaltung in neue Richtungen. Dr. Claus Mischler (Standard Life) zeigte in seiner Keynote auf, dass auch die Kunden nicht nur an garantierten Renditen interessiert sind, sondern auf eine möglichst hohe Rendite hoffen. Demzufolge müssen sich Versicherer neue Wege überlegen, die Wünsche ihrer Kunden zu befriedigen. Innovative Vorsorgeprodukte ohne Garantien seien hier eine Überlegung wert und eröffneten eine ganz neue Produktgruppe für die Versicherer.

Auf dem Messekongress „Finanzen & Risikomanagement“ wurde weiterhin zum LVRG, Rechnungslegung nach IFRS 9 und Cloud-Lösungen für Solvency II diskutiert. Als Fazit der Veranstaltung lässt sich festhalten, dass sowohl die regulatorischen Anforderungen als auch der anhaltende Niedrigzins Versicherer fordern, neue Geschäfts- und Produktkonzepte zu entwickeln. Um die Kundenbedürfnisse weiterhin erfüllen und dem sozialpolitischen Auftrag gerecht werden zu können, gilt es pragmatische Lösungsansätze zu entwickeln.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.assekuranz-messekongress.de/frm

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