Franke und Bornberg präsentiert Studie zu Überschüssen in der Berufsunfähigkeitsversicherung

PRESSEMITTEILUNG – Hannover, 09. Februar 2015: In seiner aktuellen Studie zeigt das Hannoveraner Analysehaus Franke und Bornberg wie und in welchem Umfang zwischen 2002 und 2012 Überschüsse in der Berufsunfähigkeitsversicherung abgesenkt wurden. Von 49 untersuchten Versicherern haben 26 in mindestens einem Versicherten-Teilbestand Überschüsse abgesenkt; zwischen 2007 und 2012 wurden dabei bei 14 Unternehmen Absenkungen beobachtet – die größte einmalige Absenkung lag bei 29 Prozentpunkten. Die Experten erwarten einen zunehmenden Trend zur Absenkung in den kommenden Jahren.

„Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) nimmt eine wichtige gesellschaftliche Rolle bei der Absicherung der Arbeitskraft ein. Gerade deshalb ist neben der Qualität die langfristige Stabilität der Produkte das wichtigste Kriterium. Der Wettbewerb der letzten Jahre wirkt dem aber entgegen: Versicherer stehen unter starkem Margendruck, Verbraucher erhalten in zu geringem Maße Zugang zur BU und darunter leiden nicht zuletzt auch die Vermittler. Um die Sachlage unabhängig zu erfassen und die Diskussion über die Zukunft der BU mit belastbaren Fakten zu stützen, haben wir die vorliegende Studie erstellt“, beschreibt Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH, die aktuelle Lage der Berufsunfähigkeitsversicherung und Motivation zur Studie.

Die Spezialisten des Analysehauses warnen vor den Risiken des aktuellen Wettbewerbs in der BU: Nach jahrelangem Qualitätswettbewerb liegt das Produktniveau marktweit im internationalen Spitzenbereich, die fehlende Qualitäts-Differenzierung führte zu einem erbitterten Preiswettbewerb, der paradoxerweise durch immer stärkere Berufsdifferenzierung zunehmend Verbrauchern den Weg in die BU versperrt. Ein harter Preiswettbewerb bleibt mittel- bis langfristig nicht ohne Folgen und gefährdet die Stabilität der Überschüsse. „Stabilität statt Preis muss jetzt der zentrale Auswahlfaktor für Produkte werden“, fasst Franke die zentrale Botschaft der Studie zusammen. Noch sei das Absenken der Überschüsse kein massives Problem, es werde aber in Zukunft wesentlich häufiger zu beobachten sein.

490 Geschäftsberichte mit 10.000 Untersuchungskriterien

Untersucht wurden die Überschusssätze der Berufsunfähigkeitsversicherungen von 49 Versicherern im Zeitraum 2002 bis 2012. Speziell in den Blick genommen wurden die größten Anbieter von BU-Versicherungen sowie Versicherer mit hohem Wachstum der Bestände. Die Auswertung der Daten erfolgte im gesamten Jahr 2014. Die Daten wurden auf Grundlage der jeweiligen Geschäftsberichte erhoben. Der Untersuchungsumfang umfasst somit 490 Geschäftsberichte mit über 10.000 untersuchten Einzelwerten.

Im Detail betrachtet die Studie Versicherer mit Überschuss-Absenkungen, wobei neben laufenden Überschüssen, die direkt auf den Zahlbeitrag wirken, auch Schlussüberschüsse und Bonusrentenmodelle untersucht wurden. Detaildarstellungen bestehen aus einer allgemeinen Einordnung des Versicherers und der Analyse von ein oder zwei ausgewählten Beispieltarifen. Interessante weitergehende Detailanalysen durch Differenzierung der Überschussquellen nach Risiko-, Kosten- oder Zinsgewinnen scheitern an der mangelnden Transparenz der Geschäftsberichte. Hier besteht nach Auffassung der Analysten Nachbesserungsbedarf.

Überschüsse im BU-Wettbewerb

Die Ergebnisse der Studie sind für Franke wenig überraschend. Seit Jahren herrscht ein harter Preiskampf in der BU bei gleichzeitig hohem Qualitätsniveau. Hinzu kommen immer wieder „Aktionen“, bei denen die Spielregeln der Risikoprüfung aufgeweicht werden.

Grundsätzlich ist ein veränderter Risikoverlauf gegenüber der kalkulierten Erwartung ursächlich für die Absenkung von Risikoüberschüssen im Bereich der BU. Schwankungen sind zwar nicht pauschal zu verurteilen, sondern als normaler Ausgleichsmechanismus des Kalkulationssystems zu verstehen. Dennoch zeigt sich in den – im Rahmen der aktuellen Studie ermittelten – Absenkungstrends Grund zur Besorgnis hinsichtlich der langfristigen Stabilität der BU-Kalkulation.

Studienergebnisse mit aktuellem Bezug

Der Fall eines in den letzten Jahren sehr erfolgreichen Unternehmens, das Ende 2014 eine Überschussreduzierung der Tarifgeneration 2013 durchgeführt hat, zeigt beispielhaft die Aktualität des Themas. Im Ergebnis haben zwischen 2002 und 2012 von 49 untersuchten Unternehmen 26 in mindestens einem Teilbestand Überschüsse abgesenkt. Dabei wurden allein in den letzten fünf Jahren des Beobachtungszeitraums bei 14 Versicherern Absenkungen beobachtet.

Graphik1 Verteilung der GSL Graphik2_Verteilung Zeitraum Die höchste einmalige Absenkung bei den laufenden Überschüssen betrug dabei 29 Prozentpunkte. Welche und wie viele Tarifgenerationen betroffen sind, unterscheidet sich je nach Versicherer deutlich. Einen Bezug zur Bestandsgröße im jeweiligen Tarif lässt sich bislang nicht herstellen. Eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Lebensversicherer ist deswegen umso notwendiger, um zu prüfen, ob nur einzelne Bestände abgesenkt wurden oder ob sich die Anpassung auf den Großteil des Bestandes bezieht.

Graphik3_Verteilung AnzahlAbsenkungen von Überschüssen kommen nicht nur in Einzelfällen vor, sondern betreffen viele Versicherer und Kunden. Dabei steht für Franke fest: „Die Überschussbeteiligung sollte nicht als Mittel des Wettbewerbs ausgereizt werden, denn der Kunde trägt das Risiko einer möglichen Beitragserhöhung bis zum Bruttoniveau.“ Daher seien auch besonders Berater und Vermittler gefordert, Preisaspekte zurückzustellen und stattdessen eine nachhaltige Prämien- und Produkt­entwicklung einzufordern, so Franke weiter.

„Mit unserer aktuellen BU-Überschuss-Studie, der BU-Leistungspraxis-Studie und unserem BU-Unternehmensrating wollen wir bei Franke und Bornberg Fakten schaffen, damit Stabilität und Kundenorientierung die entscheidenden Kriterien bei der Produktauswahl werden und die BU weiterhin seine anerkannte und essenzielle Rolle bei der Absicherung der Arbeitskraft behält“.

Über Franke und Bornberg

Die Franke und Bornberg GmbH in Hannover analysiert und bewertet seit 1994 Versicherungsprodukte und -unternehmen unabhängig, kritisch und praxisnah.

Der Unternehmensbereich Franke und Bornberg Research GmbH entwickelt und vermarktet Produktdatenbanken und elektronische Informations- und Beratungssysteme auf Basis der von Franke und Bornberg GmbH beschafften und aufbereiteten Informationen über Versicherungsprodukte und -unternehmen.

Franke und Bornberg ist fachlich und wirtschaftlich unabhängig und beschäftigt mittlerweile über 70 Mitarbeiter. Das Unternehmen zählt zu den führenden Versicherungsanalysten im deutschsprachigen Raum.

Diese Meldung sowie weiteres Bild- und Informationsmaterial finden Sie auch unter www.franke-bornberg.de.

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