Verbraucherzentrale Hamburg – „Lebensversicherung: Nichts mehr zu retten?“

PRESSEMITTEILUNG – Donnerstag, 27. November 2014: Viele Verbraucher bekommen zum Jahresende die Auswirkungen des Lebensversicherungsreformgesetzes zu spüren, das im August 2014 in Kraft getreten ist. Durch die Kürzung der Bewertungsreserven fehlen vielen Versicherten, deren Verträge jetzt auslaufen, mehrere Tausend Euro auf dem Konto. Bei der Verbraucherzentrale Hamburg häufen sich die Beschwerden von betroffenen Verbrauchern.

Bewertungsreserven, auch stille Reserven genannt, sind die Beteiligungen an Wertpapieren des Unternehmens, die jeder Versicherungsnehmer mit seinen Prämien mitfinanziert. Seit 2008 müssen Kunden zu 50 Prozent daran beteiligt werden. Zurzeit sind die Bewertungsreserven sehr hoch, weil Versicherer hochverzinste Wertpapiere halten, die vor Jahren gekauft wurden. Aufgrund der Reform können Versicherer ihren Kunden jetzt aber die Ansprüche kürzen oder sogar ganz streichen, wenn sie wegen der allgemein niedrigen Zinsen die Garantiezinsverpflichtungen für laufende Verträge nicht mehr erfüllen können. Nur noch der Teil an Bewertungsreserven muss anteilig ausgeschüttet werden, der den Sicherungsbedarf des Unternehmens übersteigt. „In der aktuellen Niedrigzinsphase kürzen viele Versicherer die Bewertungsreserven, um zugesagte Garantien einhalten zu können“, sagt Kerstin Becker-Eiselen, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. „Es ist zu befürchten, dass in nächster Zeit fast alle Versicherungen die Bewertungsreserven gekürzt haben.“

Ob durch die vorzeitige Kündigung der Lebensversicherung zum Jahresende noch ein Teil der Bewertungsreserven gesichert werden kann, lässt sich pauschal nicht beantworten. „Wir raten Kunden, deren Verträge in den nächsten ein bis drei Jahren auslaufen, bei ihrem Versicherer nachzufragen, wie hoch der aktuelle Rückkaufswert zuzüglich Bewertungsreserven ist“, so Becker-Eiselen. „Sollten die aufgeführten Bewertungsreserven auffällig gering sein, lohnt sich eine genauere Prüfung des individuellen Falls.“

Die Verbraucherzentrale Hamburg informiert und berät Verbraucher persönlich in Versicherungsfragen. Hintergrundinformationen sowie Beratungsangebote und -zeiten sind im Internet unter www.vzhh.de abrufbar.

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