In der Kolumne von vergangener Woche haben wir getitelt: „Zeit das sich was dreht.“ Die letzten Tagen zeigen: Es dreht sich was bei den Makler in der Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche. Neue Medien, neue Kommunikationsformen und Do-it-yourself- Seminare – und alles ganz ohne Versicherer.
Für viele Makler beginn der Tag im Internet. Bevor die ersten Kundenberatungen starten, meldet man sich bei den Kollegen im Internet an. So machen dies inzwischen fast 1.000 Makler in der Facebook- Gruppe „Versicherungsmakler“ oder auch bei „Was kostet ein Versicherungsbestand“.
Neben witzigem Small-Talk werden Fachfragen diskutiert und man holt Rat bei den Kollegen. Ob es um Verzögerungen bei Versicherern bei Bestandsübertragungen geht oder ob nach speziellen Produkten für exotische Kundenwünsche geht – fast immer gibt es einen Makler der dem Kollegen hilft.
Bisher lief das meist virtuell, also in der Social-Media-Gruppe oder in bilateralen Treffen von einigen wenigen Maklern ab. Nun scheint veranlasst durch den Druck der Politik auf das Geschäftsmodell Makler eine neue Qualität erreicht zu sein. Man könnte auch sagen, in schwierigen Zeiten rückt man zusammen. Und im Gegensatz zu „großen Worten“ von einigen Verbandschefs macht man hier Nägel mit Köpfen. Man trifft sich selbst und organisiert aus den eigenen Reihen Treffen und den Meinungsaustausch.
Geschäftsmodell Makler 2025
Vor 18 Monaten hatte ich auf die Frage, wie das Geschäftsmodell Makler in etwa zwölf Jahren aussieht geantwortet: „Natürlich bin ich kein Hellseher, dennoch gibt es seit mehreren Jahren Trends am Markt, die eine gewisse Vorstellung möglich machen… Gehen wir davon aus, dass es bis dahin ein weiteres Voranschreiten der gesetzlichen Regulierung, der technischen Weiterentwicklung sowie der Honorarberatung geben wird, steht für diese Makler neben dem erreichten Lebensalter die Frage des Weitermachens als existenzielle Frage an.“
Inzwischen ist bei vielen der freien Vermittler angekommen, dass ein „weiter so“ die eigene Existenz gefährden kann. Es ist offensichtlich, dass „Einzelkämpfer“ heute, bei sinkenden Courtagen, nicht mehr alle administrativen, technischen und fachlichen Anforderungen allein bewältigen können. Diejenigen, die eine allzu enge Bindung an einen Pool nicht wollen, werden sich verstärkt in Netzwerken und Verbänden Hilfe holen.
Intensive Diskussionen in der Facebook–Gruppe „Der Versicherungsmakler“ zu einem neuen Bestandskonzept eines Maklerpools zeigen, wie kritisch inzwischen einige Makler die Zusammenarbeit mit bestimmten Pools sehen. Schöne Messepartys sind das Eine, aber die Sicherung der eigenen Existenzgrundlage das Andere.
2013 hatte ich darauf aufmerksam gemacht, dass es für die Zusammenarbeit mit Pools und Versicherern feste Regeln gibt, wenn auch nicht immer die besten. Diese Regeln müssen in Netzwerken erst herausbilden. Hier ist dann auch der Einzelmakler als kompetenter Kaufmann gefordert. Und das passiert jetzt in der Praxis, wie ein Treffen von Maklern einer Facebook-Gruppe in Kassel zeigte.
Sich über Facebook zu kennen ist die eine Sache
Die Idee zu einem persönlichen Treffen kam direkt aus der Facebook-Gruppe. Makler Thomas Böhlein aus Franken konnte schnell die Gruppe begeistern. Profi-Twitterer Hans Steup und andere Protagonisten unterstützten die Aktivierung der Gruppe. Von 1.000 Mitgliedern folgten spontan fünfunddreißig dem Ruf zu einem ersten persönlichen Treffen.
Durchaus etwas sarkastisch war ein Motto eines Vortrages zum Beginn des Meetings, aber irgendwie auch passend: „Maklers-end-game“. Aber die Diskussionen dazu zeigten, es gibt überhaupt keine Endzeitstimmung. Ganz im Gegenteil.
In verschiedenen Vorträgen und Diskussionen wurden d i e Themen erörtert und Erfahrungen ausgetauscht, die für eine „Überleben“ von Einzelmaklern und kleineren Maklerfirmen heutzutage wichtig sind. Dazu gehörte, eine Vision, eine Strategie für sich selbst zu haben. Besonders die Diskussionen waren für die Teilnehmer interessant. So berichtete der Initiator des Treffens, Thomas Böhlein, über seine Erfahrungen in der Umstellung des Geschäftskonzeptes auf Honorarberatung. Andere Makler erläuterten ihre Überlegungen für Beratungskonzepte auf neue Füße zu stellen.
Facebook spielt auch für die Mitglieder des IGVM eine große Rolle, einem kleineren Maklerverband, dessen Mitglieder seit langem eine hohe Facebook -Affinität haben. Man muss sich nicht regelmäßig persönlich sehen, wenn der tägliche Treff in der Community angesagt ist. Und gekauften Content für Facebook-News brauchen diese Damen und Herren wahrlich nicht.
Das Feedback auf das erste Treffen der Facebook-Makler war sensationell. Exemplarisch nur ein Post vom Makler Carsten Schmerer, Fuldatal, der bei WhoFinance unter den Top 500 Finanzberatern 2014 geratet ist.„Eine großartige Veranstaltung! Vielen Dank an das Orga-Team und auch an die Teilnehmer, die diesen Tag mit Leben gefüllt haben. Sich über FB zu kennen ist eine Sache, aber ein persönliches Kennenlernen ist dadurch (zum Glück) nicht zu ersetzen…Mein Status: Makler nach §34c, d und f GewO“.
Es gefällt dem @AssekuanzDoc wenn sich etwas bewegt. Und in den kommenden Woche werde ich selbst in den eigenen Seminaren zu „MaklersRente“ sehen, mit welchen weiteren strategischen Fragen der Unternehmensplanung Makler sich beschäftigen.
Dafür ein „Daumen hoch“.
Dr. Peter Schmidt Experte Personenversicherungen und Unternehmensberater im Bereich Versicherungen, Vertriebe und Makler mit langjähriger Erfahrung als Führungskraft und Vorstand bei deutschen Versicherern und twittert als „assekuranzdoc“. Besuchen Sie auch seine Webseite und werden Sie Fan von Dr. Schmidt auf Facebook.