Versicherung ./. Verbraucherschutz

Der Auslöser Axel Kleinlein

Das Tagesbriefing vom 17. April hat über den Diskurs von Verbraucherschützer Axel Kleinlein und den Fachautor Matthias Beenken berichtet. Auslöser war Kleinleins Kolumne im Handelsblatt: „Eine Lanze für den Vertrieb“. Diesen Wortbeitrag Kleinleins kann man durchaus als Solidarisierung mit den Vermittlern werten. In der Sache rief Kleinlein die Vermittlerschaft auf, sie möge bei den Versicherern einfache und transparente Produkte einfordern. Bis 22. März 2013 war Kleinlein Chef des Bundes der Versicherten (BdV, siehe auch unten).

Matthias Beenken stört sich im Versicherungsmagazin daran, dass Kleinlein ausgerechnet im Handelsblatt veröffentlicht. Sachlich kritisiert er Kleinleins Beteiligung an der „Sparstrumpf„-Studie des DIW-Instituts. Nach dieser Studie bringt Riestern keine Rendite. Derartige Warnungen vor Riester & Co würden die Menschen vom Vorsorgesparen abhalten. Beenken spricht von einem „aufgeheizten Klima“ gegenüber versicherungsförmiger Vorsorge.

Am Mittwoch erschien Kleinleins neueste Kolumne „Die Paranoia der Lobbyisten„. Dort wehrt sich gegen den Verdacht, er würde zusammen mit der Presse „Hetzkampagnen“ gegen die Versicherer fahren. Auch eine „Schimpfkanonade“ und wiederholtes öffentliches „polemiseren“ eines bestimmten „Funktionärs des Lobbyverbandes“ gegen Verbraucherschutz findet sich in Kleinleins Beitrag. Zumutbar interpretiert geht es bei dem gemeinten Lobbyverband wohl um den GDV und bei der gemeinten Person wohl um Peter Schwark vom GDV. Er und Kleinlein sind sich in der vergangenen Woche wieder einmal auf einem Podium begegnet.

Der GDV-Lobbyist Peter Schwark

Peter Schwark vom GDV fährt seit gut einem Jahr eine härtere Gangart gegen Kritiker: Unmittelbar nach Erscheinen der „Sparstrumpf“-Studie hat der GDV mit der Aktion „Und sie lohnt sich doch“ (die Riester-Rente) gekontert. Seitdem reagiert der GDV auf kritische Presse sofort und antwortet mit seinem „Faktencheck„. Zuletzt am 21. März 2013 taggleich(!) zu den Vorwürfen der Süddeutschen Zeitung wegen angeblich verzögerter Schadenregulierung durch die Versicherer.

Der Versicherungsmakler Matthias Helberg

Am Dienstag (16. April 2013) meldete sich mit Matthias Helberg jemand zu Wort, der einerseits als Makler kundenorientiert arbeitet, andererseits Versicherungsprodukte vermittelt. Irgendwo zwischen die Fronten geraten, fordert Helberg eine „kritische Auseinandersetzung mit der Versicherungswirtschaft“. Helberg betrachtet die Situation der Versicherungskunden des Bundes der Versicherten (BdV) unter den Aspekten Transparenz und Kundenrechten. Neben dem BdV als Verein existiert noch eine MitgliederService GmbH, die als „gebundener“ Vermittler Versicherungen an die Vereinsmitglieder verkauft. Eine weitere GmbH tritt als Versicherungsnehmerin für die Rahmen-Versicherungsverträge auf. Eigene Rechte als Versicherungsnehmer haben die Mitglieder als Versicherungskunden beim BdV nicht, reklamiert Helberg.

Bund der Versicherten – Chef Tobias E. Weissflog

Nach Querelen innerhalb des BdV wurde Tobias E. Weissflog am 22. März zum neuem Vorstands-Chef ernannt. Am Dienstag (16.4.) ist Weissflog auf der MCC-Konferenz aufgetreten und sprach sich für Transparenz bei Versicherungen aus. Zu seiner persönliche Transparenz hat Das Tagesbriefing recherchiert: „Tobias wer?„. Auf seiner Agenda stehen „kapitalmarkt-fremde“ Produkte (die die Versicherungs-Industrie nicht hat). Und dennoch kritisierte Weissflog auf dem MCC-Konferenz Variable Annuities (VA). Allerdings haben diese Lebensversicherungen auch nichts mit Derivaten. Bei VAs werden Garantie-Risiken gehedged – also ausgeglichen („hedgen“ ist hier nicht zocken). Weissflog ist fachfremd.

Beim BdV wird es am 18. April spannend, wenn der BdV-Wissenschaftstag statt findet. Ein laut Programm vorgesehener Auftritt des Aufsichtsrats-Vorsitzenden Wrocklage wird nicht erwartet. Ganz sicher nicht auftreten wird Axel Kleinlein, dessen Name noch immer im Programm aufgeführt ist. Der Aufsichtsrat beantwortet gegenüber dem Tagesbriefing keine Presseanfragen, zuletzt zu Person und Umständen des offenbar entlassenen Justiziars Hajo Köster. Ebenso wenig ist über die Strafanzeige des Betriebsrates gegen den Aufsichtsrat und Ex-Vorstand Rudnik zu erfahren. Außer dass es um Untreue geht, weil der BdV an Rudniks Lebensgefährtin, vormals selbst Vorstand des BdV, unangemessen hohe Vorstandsbezüge weiter gezahlt haben soll. Kleinlein hatte als Vorstands-Chef diese Zahlungen gestoppt und geriet in Konflikt mit Kollege Rudnik. Daraufhin hat der Aufsichtsrat beide entlassen und Tobias Weissflog auf den Schild gehoben.

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe