Sprechstunde beim @AssekuranzDoc: Fußball und Versicherungen – geht zusammen gar nicht?

In Brasilien ist die 2014er WM voll im Gange. Spannende Spiele und die ersten überraschenden Ergebnisse erfreuen alle Fans. Aber mit Versicherungen hat Fußball ja eigentlich nichts zu tun. Oder?

AssekuranzdocRezeptFussball

Fußball ist auf jeden Fall deutlich älter als Versicherungen. Schon im zweiten Jahrtausend v.Ch. soll es in China ein Spiel namens Tsúh-chüh gegeben haben, wie man bei Wikipedia nachlesen kann. Doch so richtig los ging es Mitte des 19. Jahrhunderts in England. Die ersten Vereine und die ersten Fußballregeln entstanden. Etwa zur gleichen Zeit kamen in Deutschland die ersten Lebensversicherungsvereine auf.

Heute sind Fußball und Versicherungen näher zusammengerückt als je zuvor. Versicherer sind Sponsoren und Namensgeber für Fußball-Arenen. Großereignisse wie die WM in Brasilien haben zum Teil mehrer Versicherer an Bord.

Nicht nur im Großen stehen Versicherer und Fußball nah beieinander. Auch zahlreiche Versicherungsagenturen versuchen mit Fußball die Aufmerksamkeit der Kunden zu gewinnen. Durchaus sympathisch und nützlich ist die Förderung von regionalen Fußballclubs und der Nachwuchsarbeit.

Unterhaltsam geht es aktuell bei den Allianzagenturen zu. In einem Gewinnspiel mit Manuel Neuer können Kunden eine Reise nach Brasilien gewinnen. Und der Fußballer Cacau vom VfB Stuttgart, ehemaliger deutscher Nationalspieler, der auch einen brasilianischen Pass hat, lehrt auf den Homepages der Agenturen auch brasilianische Redensweisen.

Cacau

Werbung mit der Fussball-WM ist dabei durchaus mit Vorsicht anzubringen, da Begriffe wie FIFA-World Cup oder „WM 2014“ als Trade Mark besonders geschützt sind. Abmahnungen oder Unterlassungserklärungen können schnell die Freude am Fussballereignis schmälern. Nach Informationen der IHK Heilbronn-Franken hat sich die FIFa sogar Begriffe wie „WM Bier“, „Football World Cup“ oder „Fan Fest“ schützen lassen.

Versicherungsbedarf von mehreren Milliarden Euro

„Ein sportliches Großereignis wie ein WM würde heutzutage ohne Versicherungen nicht mehr stattfinden können: Für Brasilien liegen zwar noch keine Zahlen vor, doch ein Blick auf die WM in WM 2010 in Südafrika verdeutlicht die Größenordnung: Damals hatten beispielsweise rund 130 Fernsehsender schätzungsweise rund 3 Milliarden Dollar für die Übertragungsrechte gezahlt. Der Wegfall der werbeträchtigen Fernsehübertragungen stellt das größte Risiko für den Veranstalter dar“, berichtet der GDV.

Auch eine bis zum letzten Tag mögliche örtliche oder zeitliche Verschiebung von Austragungsorten stellt ein beträchtliches Risiko dar. Dagegen hat sich der Mega-Konzern FIFA für 900 Millionen Dollar gut versichert. Gezahlt wird, wenn Spiele etwa wegen Naturkatastrophen oder Terroranschlägen verschoben werden müssen oder gar ausfallen.

Experten berichten, dass bei der Rugby-WM 2011 in Neuseeland durch ein schlimmes Erdbeben die Versicherer damals die zusätzlichen Kosten, die bei der Durchführung des Wettbewerbs in anderen Städten entstanden ist, übernehmen mussten.

manuelneuer

Doch nicht nur bei versicherten Schäden bezahlen Versicherungen. Als Stadionsponsoren treten bekanntlich die Allianz und die Signal Iduna in den Stadien von München und Dortmund auf. Und selbst das in der Regel versicherungskritische „Handelsblatt“ kommt nicht umhin festzustellen, dass mit den Millionen, die der Versicherungskonzerns Allianz in den FC Bayern München investierte dieser noch stärker wurde. „Und wenn der Versicherer Signal Iduna und einige andere Unternehmen nicht geholfen hätten, gäbe es den großen Bayern-Konkurrenten Borussia Dortmund heute vielleicht gar nicht mehr“. (Handelsblatt)

Verletzungen der Spieler können teuer werden

Besonders bei den internationalen Start können Verletzungen und Ausfälle teuer werden. So wird berichtet, dass allein für Ronaldo, sollte er sich verletzen und nie wieder Fußball spielen können, Real Madrid pro Bein 103 Millionen von der Assekuranz erhält.

Doch nicht nur bei den Top-Stars sind Versicherungen üblich. Neben der persönlichen Absicherungen der Bundesliga-Spielern über Krankentagegeldversicherungen nehmen die Vereine noch Absicherungen in Höhe das Marktwertes der einzelnen Spieler vor. Um sich längere Lohnfort-zahlungen für ihre Stars leisten zu können, sichern sich die Vereine gegen die finanzielle Folgen einen eventuellen Ausfall ihrer Stars ab. Entscheidend ist dabei der Marktwert des jeweiligen Spielers laut Internetportal „transfermarkt.de“ aktuell. Dort wird Mario Götze zur Zeit als der teuerste deutsche Spieler mit 55 Millionen Euro vor Mesut Özil mit 50 Millionen EUR geführt.

Die Versicherung von Profisportlern ist inzwischen zu einem Expertengeschäft geworden. Besonders Makler, die früher selbst Profisportler waren, wissen genau wie und wo man den richtigen Versicherungsschutz für die Fußballerbeine findet. Und dieser tut Not, denn mehr als ein Viertel aller Profisportler werden früher oder später ein Versicherungsfall. Deshalb gibt es bei den Anbietern von Krankenversicherungen für Fußball-Profis auch immer mal wieder Wechsel in der Annahmepolitik der PKV-Unternehmen.

Es ist ja auch schwierig auf der einen Seite als Sponsor Profivereine zu fördern und auf der anderen Seite die „ungewünschten Risiken“ bei den Profis selbst nicht versichern zu wollen.

Public Viewing braucht umfassenden Versicherungsschutz

Jede Veranstaltung und jedes Event kostet Geld, heißt es auf der Homapage des Veranstaltungs-Spezialmaklers eventAssec aus Berlin. Das gilt auch für die immer beliebteren Formen des gemeinsamen Fußballschauens. In diesem Jahr sind in allen größeren Städten teilweise mehre Fanmeilen aufgebaut. Besonders originell ist dabei die Idee des Berliner Zweitligisten Union Berlin, die gleich das gesamte Stadion zu einem „Wohnzimmer“ umgebaut haben. „Der Plan: Fans bringen ihre eigene Couch ins Stadion und vor einer gigantischen Wohnzimmertapete prangt ein ebenso gigantischer Riesenfernseher, der die Spiele der WM live überträgt.“

Ob Fanmeile oder „Wohnzimmer“ – Public Viewings bergen auch Risiken für Kosten und Personen. Miete, Sicherheitsmaßnahmen oder Plakatierung sind nur der Anfang. Zusätzlich werden Versicherungen gegen Ausfall, Verschiebung oder Abbruch der Veranstaltung, Krankheit von Künstlern oder Personenschäden notwendig. Diese Aufzählung umreißt nur unvollständig die Gesamtheit der Risiken, die beim gemeinschaftlichen Schauen der Fußballspiele für den Veranstalter zu versichern sind.

Aber nicht nur die Veranstalter sind in Sachen Sicherheit und Versicherungen gefragt. Der Verband der Versicherer weißt ausdrücklich darauf hin, dass die Zuschauer beim Besuch der großen und kleinen Fanmeilen nicht gesetzlich unfallversichert sind. Das gilt übrigens für alle Freizeitaktivitäten, also auch das private Kicken auf einer Wiese oder einem Fußballplatz. „Wer eine private Unfallversicherung hat, bekommt den vereinbarten Schadenersatz, wenn beispielsweise ein Sturz zu einer dauerhaften Beeinträchtigung führt.“

Persönlicher Spaß und Verantwortung

In der Euphorie schöner Spiele wird bekanntlich aber auch ein gewisses Maß an Vorsicht und Rücksichtsnahme gelegentlich außer Acht gelassen. War zum Beispiel ein Unfall auf der Fanmeile auf übermäßigen Alkohol-
genuß zurückzuführen, kann je nach Vertragsbedingungen der Schadenersatz gekürzt oder gänzlich verweigert werden.

Und auch heftiges Jubeln ist manchmal nicht folgenlos. „Wird beispielsweise ein Zuschauer durch den Hieb eines Ellenbogens des frenetisch jubelnden Nachbarn versehentlich verletzt, kann der Getroffene vom Verursacher Schadenersatz verlangen. Hat dieser eine Privathaft-pflichtversicherung, übernimmt sie die Zahlung“, betont der GDV.

So weit liegen Fußball und Versicherung also nicht auseinander. Ich wünsche allen Lesern dieser Kolumne eine schöne WM, egal ob im eigenen Wohnzimmer oder auf den Fanmeilen in Deutschland. Mögen unsere Jungs von Verletzungen verschont werden. Zuschauer, Versicherer und ihren @Assekuranzdoc wird es freuen.


Dr. Peter Schmidt Peter_Schmidt_Portrait Experte Personenversicherungen und Unternehmensberater im Bereich Versicherungen, Vertriebe und Makler mit langjähriger Erfahrung als Führungskraft und Vorstand bei deutschen Versicherern und twittert als „assekuranzdoc“. Besuchen Sie auch seine Webseite und werden Sie Fan von Dr. Schmidt auf Facebook.

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